Schwangerschaft: Gesunder Start ins Leben

Redaktion 26. August 2011 3
Schwangerschaft: Gesunder Start ins Leben

Umweltgifte gefährden während der Schwangerschaft nicht nur die Mutter, sondern auch das ungeborene Kind im Mutterleib.

 

Ungeborene Kinder und Säuglinge reagieren empfindlicher auf Giftstoffe, Strahlung oder andere Umwelteinflüsse als Erwachsene. Während einer Schwangerschaft passt sich der Körper an die veränderten Bedingungen an. Doch auch die werdenden Eltern müssen ihre bisherigen Lebensgewohnheiten auf die Schwangerschaft einstellen. Alkohol und Tabak sind tabu. Auch andere Stoffe können zu einer Belastung für das Ungeborene werden – in einigen Fällen selbst dann, wenn sie bereits vor Beginn einer Schwangerschaft in den Körper der Mutter gelangt sind. Einige Stoffe werden im Fettgewebe der Mutter gespeichert, wie etwa polychlorierte Biphenyle (PCB), die als Weichmacher in Kunststoffen, aber auch in Lebensmitteln vorkommen. Sie werden über das Fettgewebe an das Kind weitergegeben.

 

Die Entwicklung des Kindes ist zwischen der vierten und achten Schwangerschaftswoche am empfindlichsten. Daher sollten Frauen besonders in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft darauf achten, sich keinen Schadstoffen auszusetzen. In dieser Zeit werden beim Embryo die Gewebe und Organe gebildet. Schadstoffe können derart auf das Kind einwirken, dass es zu Fehlbildungen kommt. Die Schädigungen müssen nicht immer sofort und offensichtlich auftreten. Manche Störungen machen sich erst im späteren Leben des Kindes bemerkbar. Dazu zählen beispielsweise Verhaltensauffälligkeiten oder Lernschwierigkeiten.

 

Bekannt sind solche Reaktionen bei organischem Quecksilber oder PCB. Andere Stoffe wiederum, die vor der Geburt auf das Kind einwirken, können die Fortpflanzungsorgane schädigen, sodass die Person im späteren Leben unfruchtbar werden kann. Auch radioaktive Strahlung ist nicht nur schädlich für die Mutter, sondern auch für das Kind im Mutterleib.

 

Die schlimmsten Gifte umgehen

 

Auf Platz eins der gefährlichen Stoffe steht immer noch der Alkohol. Schon kleine Mengen davon sind besonders in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten schädlich. Kinder, die im Mutterleib regelmäßigem Alkoholkonsum ausgesetzt waren, kommen häufig mit körperlichen und geistigen Entwicklungsrückständen zur Welt. In der Regel ist es schwierig, alle Defizite wieder aufzuholen. Die sogenannte Alkohol-Embryopathie trifft Babys ganz unterschiedlich schwer. Einige von ihnen haben mit Herzfehlern zu kämpfen, andere mit Hirnschäden, Hyperaktivität oder Hörstörungen.

 

An zweiter Stelle der Gefahrenquellen steht das Rauchen. Der Rauch einer Zigarette enthält etwa 4.000 verschiedene giftige und krebserregende Stoffe, darunter Arsen, Benzol, Blei, Teer und Kohlenmonoxyd. Ungeborene reagieren auf Zigaretten mit Entwicklungsproblemen und Gewichtsverlust. Über den Kreislauf der Mutter gelangt jeder Zug zum Kind. Dabei verengen sich die Blutgefäße und stören die Sauerstoffversorgung des Babys. Nicht selten kommt es durch das Rauchen zu einer Frühgeburt.

 

Auch vor anderen schädlichen Stoffen können sich werdende Eltern schützen. Grundsätzlich können Schwangere darauf achten, dass Obst und Gemüse vor dem Verzehr gewaschen und geschält werden. Nahrungsmittel aus biologischem Anbau sind zwar nicht mit Pflanzenschutzmittel in Berührung gekommen, dennoch können sich dort Schadstoffe aus dem Boden angereichert haben, z.B. Schwermetalle.

 

Die meisten in Deutschland untersuchten Lebensmittel weisen keine bedenklichen Schadstoffbelastungen auf. Allerdings zeigten sich in verschiedenen Obst- und Gemüsearten Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, die die zugelassenen Höchstmengen überschritten. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) legt dazu jährlich die „Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände“ vor. Nach dem Bericht aus dem Jahr 2008 zählten zu den belasteten Obst- und Gemüsesorten Johannisbeere, Tafeltraube, Maracuja und Mango, Zitrone, frische Kräuter sowie Tee, Grünkohl und Feldsalat. Dennoch hat nicht jede Überschreitung der Höchstwerte gleich eine gesundheitlich bedenkliche Auswirkung. Um die Risiken gering zu halten, empfiehlt sich eine ausgewogene Mischkost.

 

Stress vermeiden

 

Viele Eltern müssen sich vor der Geburt ihres Kindes dem Stress eines Umzuges aussetzen. Oft werden dabei die neue Wohnung renoviert und neue Möbel gekauft. Hier gilt es zu bedenken, dass die Ausdünstungen aus Farben, Lacken und neuen Möbeln an die Umgebungsluft abgegeben werden. Über die Atemluft gelangen die Chemikalien zum Kind. Auf umfassende Renovierungsarbeiten sollten Schwangere verzichten – oder sie nur mit schadstoffarmen Farben und Lacken durchführen. Das Siegel mit dem Blauen Engel weist auf schadstoffarme Produkte hin. Nach der Renovierung ist es ratsam, alle Räume gut zu lüften.

 

Wer schwanger Urlaub machen möchte, sollte sich die Wahl des Reiseziels gut überlegen. Ob schwangere Frauen fliegen dürfen, ist umstritten. Zum Beispiel ist nicht ganz klar, wie sich die so genannte Höhenstrahlung auswirkt. Denn jede Flugreise ist für Personal und Passagiere mit einer geringen Strahlenbelastung verbunden. Aber der Flugarzt Jürgen Wirth meint: „Die Strahlenbelastung spielt ab dem dritten Monat der Schwangerschaft keine große Rolle.“ Sie sei lediglich für Vielfliegerinnen gefährlich. Ein einzelner Flug hingegen stelle kein Risiko dar. Der Berliner Landesvorsitzende des Berufsverbandes der Frauenärzte, Albrecht Scheffler, schätzt, „dass schwangere Frauen, die sich der Sonne oder dem Solarium aussetzen, ähnlich gefährdet sind.“ Je höher das Flugzeug fliegt und je länger die Flugreise dauert, desto stärker ist die Belastung. Interkontinentalflüge, speziell Nordrouten, sollten vermieden werden: Bei Flügen über den Polen ist die Strahlenbelastung doppelt so hoch wie bei Äquatorflügen, berichten Wissenschaftler. Langstreckenflüge erhöhen überdies wegen der beengten Sitzsituation die Thrombosegefahr, die bei Schwangeren ohnehin schon erhöht ist. Regelmäßiges Wassertrinken und gelegentliche Bewegung ist daher auf langen Flügen extrem wichtig.

 

Schädlich für das Ungeborene

 

Wie gelangen Nährstoffe und Gifte zum ungeborenen Kind?

 

An der Stelle der Gebärmutterwand, an der sich das Ei eingenistet hat, bildet sich der Mutterkuchen, die Plazenta. Die Plazenta ist das wichtigste Organ in dem vorgeburtlichen Versorgungssystem, das Bindeglied zwischen Mutter und Kind. Von ihr bezieht das Ungeborene über die Nabelschnur Nahrung und Sauerstoff: alles, was es zu seinem gesunden Wachstum braucht. Die sogenannte Plazentaschranke hat eine wichtige Funktion. Sie ist eine natürliche Barriere zwischen mütterlichem und kindlichem Blut und verhindert den direkten Blutaustausch zwischen beiden. Sie hält viele Gift- und Schadstoffe vom Blutkreislauf des Kindes fern – aber nicht alle.

 

Welche Stoffe sind schädlich?

 

Welche Stoffe diesen Filter passieren können und welche nicht, hängt von ihrer chemischen Zusammensetzung und der Größe der Moleküle ab. Das erklärt beispielsweise, warum einige Medikamente unbedenklich sind, andere aber dem Kind sehr schaden können. Früher ging man davon aus, dass der Mutterkuchen das Kind wie eine Art Schranke vor Giften schützt. Alkohol und andere Gifte wie Nikotin passieren die Plazentaschranke jedoch problemlos. Der Alkoholspiegel des Fötus ist deshalb genauso hoch wie der der Mutter. Auch einige Krankheitserreger, wie etwa Röteln und Toxoplasmose, können ungehindert passieren.

 

Wie schädlich ist Feinstaub?

 

Bisher war die Wissenschaft davon ausgegangen, dass Luftverschmutzungen dem Ungeborenen wenig anhaben können und den Lungen der Kinder erst im Schulalter zu schaffen machen können. Allerdings liegen auch Forschungsergebnisse vor, wonach zu viel Feinstaub in der Luft die Föten schädigen kann. Es kann zum Beispiel zu Atemwegsentzündungen kommen.

 

 

 

Bild 01: Die Vorfreude auf das Kind ist groß. Und schon jetzt kann man etwas für seine spätere Gesundheit tun. (Quelle: Hannes Eichinger/Fotolia)

Text: Linda Tidwell

3 Comments »

  1. Michaela 30. August 2011 at 23:45 - Reply

    Vielen Dank für die nützlichen Tipps! Ich habe noch 3 Monate vor mir diese streng einzuhalten…drückt mir die Daumen!

  2. Miriam 31. August 2011 at 09:04 - Reply

    Interessant! Weiß jemand was genau gemeint ist mit „ausgewogene Mischkost“?

  3. Lara 31. August 2011 at 14:27 - Reply

    Ich kann dir empfehlen viele kleine Mahlzeiten zu essen, anstatt wenige große Mahlzeiten.

    Viel Gemüse, Obst und ballaststoffreiche Mahlzeiten.

    Dabei immer genug Trinken! Ganz ganz wichtig!

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